Mittwoch, 16. November 2022

[Satire]: Die kulturelle Bedeutung der Nachtmärkte für die Entwicklung des modernen Menschen

 

Eine kurze geschichtliche Einordnung

Das Entstehen der Nachtmärkte muss als einer der maßgeblichen Reize zur Entwicklung des Menschen zu einem intelligenten Lebewesen angesehen werden. Erst die Nachtmärkte trieben den Urmenschen aus seiner Höhle und förderten seine Weiterentwicklung. Ursprünglich war die Nacht für den Urmenschen eine Art dunkler Bedrohung, die man am besten in seiner sicheren Höhle verbrachte, im Schein eines wärmenden Feuers. Alles vor dem Höhleneingang verschwand nach Sonnenuntergang im schwarzen Nichts, was für den Urmenschen nur bedrohlich wirken konnte. Es gab also bei weitem keinen Grund die Höhle zu verlassen.

Es konnte durch Ausgrabungen im Süden Deutschlands bewiesen werden, dass es durch die Wanderung einer kleinen Urmenschengruppe zu einer Wandlung in der Wahrnehmung der Nacht kam. Auf ihrem Zug durch das Land wurden sie von der Nacht überrascht, bevor sie eine passende Höhle für ihre Rast gefunden hatten. So blieben sie in der Nacht bei brennenden Fackeln auf einer Lichtung im Urwald sitzen. Zufällig lockte dieses Licht die Bewohner aus einer naheliegenden Höhle an. Diese überaus mutigen Menschen gaben ihrer Neugier nach und suchten selbst mit Fackeln und Steinäxten bewaffnet die beleuchtete Lichtung auf.

Aufgrund der gefundenen Reste gehen Nachtmarktforscher davon aus, dass es zu einem regen Austausch von Frauen, Fellen und anderen Waren kam. Das wird heute als die Entstehung des ersten Nachtmarkts angesehen. Mit diesem Ereignis verlor die Nacht ihren Schrecken und eröffnete den Urmenschen plötzlich viel mehr Zeit, als sie zum Sammeln und Jagen brauchten. Diese Zeit mussten sie irgendwie totschlagen und so kam es zu den wichtigsten Entdeckungen und Erfindungen in der Menschheitsgeschichte.

In einer dieser durchwachten Nächte muss zum Beispiel auch das Rad erfunden worden sein. Ohne diesen ersten Nachtmarkt und seine Entmystifizierung der Dunkelheit wäre das nicht möglich geworden. Doch die Nachtmärkte waren nicht nur in der Steinzeit ein Anstoß für Neuentwicklungen. Sie waren durch die Jahrhunderte ein Geburtsplatz für Entwicklungsanstöße.

Der Nachtmarkt spielt auch in der Antike eine bedeutende Rolle. In Griechenland fanden in jeder Stadt Nachtmärkte statt. Sie waren die perfekte Alternative zu Märkten in der Tageshitze der Mittelmeerregion. Jede größere Stadt hatte einen regelmäßigen Nachtmarkt. Der größte dieser Märkte fand jedoch alle 4 Jahre in der eigentlich unbedeutenden Kleinstadt Olympia statt. Der Tourismusrat der Stadt hatte diese geradezu geniale Idee, die zum Nachtmarkt angereisten Händler und Kunden tagsüber mit sportlichen Wettkämpfen zu unterhalten. Nicht umsonst ist bis heute die brennende Fackel das Symbol der Olympischen Spiele, auch wenn der Nachtmarkt heute nicht mehr stattfindet.

Völlig zu unrecht gilt Nero als der Brandstifter Roms und wird er seit Jahrhunderten dämonisiert und fälschlich beschuldigt, den Brand Roms verursacht zu haben. Er war jedoch gar nicht in der Stadt, denn er liebte seinen Nachtschlaf und wollte dem größten römischen Nachtmarkt und dem damit einhergehenden Lärm aus dem Weg gehen. Dieser Markt war Kernzelle des Brandes. Den genauen Hergang konnte die Wissenschaft nicht mehr rekonstruieren, doch muss man davon ausgehen, dass es auf dem Markt zu einem Brand kam der sich ausbreitete und weite Teile der kaiserlichen Hauptstadt in Schutt und Asche legte. Neider nutzen diesen Brand, um Nero zu verunglimpfen.

Nach der Antike setzte eine eher düstere Phase der Nachtmärkte ein. Sie gerieten weitgehend in Vergessenheit, nicht umsonst ist noch heute vom „Dunklen Mittelalter“ die Rede, wenn man über die Zeit zwischen 650 und 1000 nach Christus spricht. Die Nachtmärkte überlebten als eine gut gepflegte Tradition in Norden Europas, auf den Britischen Inseln, wo in einem kleinen Örtchen namens Stonehenge noch immer der erste rein für Nachtmärkte angelegte Veranstaltungsplatz mit seinen großen, ehemals Fackeln und Feuerstellen beherbergenden Steintoren besichtigt werden kann. Diese plumpen Feuerstellenträger gelten als ein früher Vorläufer des Flutlichts.

In diesen Regionen überlebte also die Tradition und wurde nach der Eroberung Englands durch die Normannen wiederbelebt und über den Kanal wieder auf das europäische Festland getragen, wo es über Stationen wie Rouen, Poitiers, Amiens und Paris wieder Fuß fassen konnte. Sie breitete sich mit dem Minnegesang über die Fürstenhöfe Europas auf dem gesamten Kontinent aus. Die Städte wetteiferten in der Größe und Dauer der Märkte miteinander, was zu einer neuen Blüte der Nachtmärkte führte und so einige Stadtbrände auslöste. Das tat dem Reiz der Nachtmärkte aber keinen Abbruch.

Die Kreuzzüge beförderten neben der Idee des Christentums auch den Brauch der Nachtmärkte wieder bis nach Byzanz und Jerusalem. Von dort aus eroberten sie – im Gegensatz zu den ausgezogenen Kriegern der europäischen Christenheit äußerst erfolgreich – den gesamten nahen Osten und den Norden Afrikas. Forscher streiten noch darüber, wie die Nachtmärkte nach Indien oder in die ferne Mongolei kamen, dennoch sind sie auch dort seit Jahrhunderten bekannt und beliebt.

Ob dies nun im Nachklang der Kreuzzüge geschah, oder aber die Nachtmärkte eine Tradition ist, die bereits durch Alexander den Großen auf den Asiatischen Kontinent kamen, ist ein noch immer hart umstrittenes Themengebiet in der Erforschung der Nachtmarktgeschichte. Auch eine Verbreitung der Nachtmarktidee durch Marco Polo steht noch immer unbewiesen im Raum, würde jedoch ihre Beliebtheit in China erklären, wo die farbenfrohen Nachtmärkte gewöhnlich von großen und aufwändigen Feuerwerken begleitet werden. Sie gelten sogar als einer der Gründe für die Erfindung des bunten Feuerspektakels am Nachthimmel.

Mit den ersten Siedlern kam die Idee des Nachtmarktes auch in die Neue Welt. Sie gab den Siedlern ein Gefühl der Heimat und Verbundenheit. Das heute in den USA als Erntedankfest gefeierte Thanksgiving ist eigentlich ein rudimentäres Überbleibsel eines großen Nachtmarktes, dem ersten, an dem auch die Ureinwohner des amerikanischen Kontinents teilnahmen. Sie müssen davon sehr beeindruckt gewesen sein. Leider finden sich kaum historische Reste einer dieser Veranstaltungen, da der amerikanische Bürgerkrieg die meisten der eigens angelegten Marktplätze unwiederbringlich verschwinden ließ.

Unbestritten ist jedoch, dass die Nachtmärkte unter anderem die Erfindung der Straßenbeleuchtung in Gang brachten, immerhin kam es nach der Einführung von Gaslaternen nicht mehr so häufig zu Bränden, was den Nachtmärkten eine weitere Verbreitung in der Neuzeit einbrachte. Auch wenn mit der Erfindung des elektrischen Lichts und der Verbreitung der Glühbirne ein gewisser Verlust der Atmosphäre des Nachtmarktes einher ging, wurden die Märkte größer und vielfältiger. Das grelle Licht führte schnell dazu, dass sich Menschen Gedanken um eine Methode Gedanken machten, wie man die Nachtmärkte nicht nur erleuchten, sondern auch wieder stimmungsvoller machen konnte. Schon nach kürzester Zeit entwickelte man bunte Lichterketten mit gefärbten Glühbirnen.

Heute gehören die Nachtmärkte ganz natürlich in unsere Innenstädte, finden aber auch in Markthallen und Parkhäusern eine Heimat und eroberten auch die Shopping-Center rund um den Globus in kürzester Zeit. Sie sind die alle Kulturen vereinende Gemeinsamkeit der Menschheit und ein bedeutender Teil unserer gemeinsamen Identität.

Anlässlich des gerade stattfindenden Feiertages:

 Nachtmärkte und das Halloweenfest - eine Erfolgsgeschichte.

Halloween. Ein typisch amerikanisches Fest. Das glauben zumindest die meisten. Doch es stammt tatsächlich hier aus Europa, genau gesagt aus Irland. Sein Name ist eine phonetische Verschleifung des Begriffes All Hallows Eve. Der Abend vor Allerheiligen. Traditionell ein wunderbarer Zeitpunkt für einen Nachtmarkt.

Und genau daher stammt der Halloween-Brauch. Er geht zurück auf einen historisch gut belegten Nachtmarkt und einen Vorfall, der den Ursprung der Halloween-Legende bilden sollte. Beginnen wir also mit einem Nachtmarkt im tiefsten Mittelalter, hoch im Norden Irlands. Die Straßen waren voller Menschen, die den Abend vor dem christlichen Fest der Heiligenverehrung für ein nächtliches Spektakel nutzen. Über all gab es Buden und Stände mit Süßem und Herzhaftem, es gab Schauspieler, Artisten, Gaukler, Feuerschlucker, Magier. Die Stimmung war gelöst und freudig. Alles tanzte, sang, amüsierte sich.

Nur einer nicht. Ein gewisser Nachtwächter namens Jack O'Lantern. Der hatte im Laufe des Abends gut gebechert und war in seinem Wachturm eingeschlafen. Mitten in der Nacht wurde er wach, irrte noch immer vom Alkohol benebelt mit seiner Laterne durch die Gassen und sah sich plötzlich in den Untiefen der Hölle wieder. Um ihn herum nur lärmende Fratzen, die ihn erschreckten und in seinem berauschten Geist nur entsetzliche Teufel und Dämonen sein konnten, die er mit dem Licht seiner Laterne zu vertreiben suchte.

Diese Geschichte amüsierte die Menschen so sehr, dass vor allem die Kinder in Erinnerung an dieses Vorkommnis in den folgenden Jahren anfingen sich als diese Dämonen zu verkleiden und durch die nächtlichen Gassen zu streifen. Um nicht belästigt zu werden, mussten die anderen Besucher ihnen Süßigkeiten zustecken. Die Nachtmärkte kamen aus der Mode, aber die Geschichte des Jack O'Lantern blieb erhalten und auch der Brauch der Kinder, Süßes zu erbitten. Sie wanderte mit den irischen Opfern einer Hungersnot nach Amerika aus und kam erst vor einigen Jahren von dort aus wieder nach Europa zurück.

 

Montag, 25. Oktober 2021

Abenteuer Post - da wird einem richtig was geboten...

 Wer heutzutage Post verschickt, der kann was erzählen. Post, Sie wissen schon, (selbst) Geschriebenes in einem Umschlag mit Wertmarke an andere Menschen schicken. Ist außerhalb der Geschäftswelt weitestgehend aus dem Alltag verschwunden, aber gerade in Zeiten der Pandemie und des mangelnden Kontaktes, kann man mit der Post einzigartige Geschichten erleben. So wie ich.

Da wäre das Erlebnis mit dem Boomerangbrief, der einfach immer wieder zurückkommen wollte. Er war an jemanden gerichtet, der unter der Adresse schon länger nicht mehr wohnt und dessen neue Anschrift keinem im Haus bekannt war. Also habe ich den Brief mit „unbekannt verzogen, zurück an Absender“ gekennzeichnet und dem Postboten mitgegeben. Zwei Tage später lag er wieder in unserem Briefkasten. Diesmal habe ich mir die Mühe gemacht, auch noch die Anschrift unkenntlich zu machen. Ich hab sei mehrfach mit rotem Kugelschreiber durchgestrichen und meinen Vermerk vom letzten Mal zusätzlich noch unterstrichen. Als der Umschlag dann einige Tage später doch wieder im Briefkasten lag, hab ich ihn neu kuvertiert und frankiert und so an den Absender adressiert verschickt. Das hat geholfen.

Besonders lustig kann es werden, wenn man gewichtigere Post ins benachbarte Ausland verschicken will. Da kommt dann der frankierte Umschlag mit einem gelben Aufkleber zurück, auf dem das fehlende Porto von 2,15 € angemerkt wird. Neben dem Adressfeld klebte eine Briefmarke im Wert von 1,55 €, mit den 2,15 € komme ich so auf das Porto für einen Brief bis 500 Gramm Gewicht ins europäische Ausland: 3,70€. Nur klebte daneben noch eine weitere Briefmarke á 1,55 € und eine mit 70 Cent Wert, also 3,80€ insgesamt. Ich denke mal, es muss ein Postangestellter mit Augenklappe auf dem rechten Auge gewesen sein, dass er die beiden Briefmarken übersehen hat.

Und eine Brille scheint man auch in der Sortierabteilung dringend zu brauchen. Die Post kommt in die Beethovenallee. Auch wenn auf dem Brief Mozartallee, Schubertallee oder Brahmsallee steht. Also das –allee und die Hausnummer sind immer richtig, scheinbar wird hier die Augenklappe links getragen…

Auch was die Mehrkosten eines Einschreiben per Rückschein betrifft, glaube ich so langsam, die Zusatzkosten kann man sich beruhigt sparen, denn bereits mehrfach waren einfach Einschreiben mit dem anheftenden rosaroten Rückschein einfach so im Briefkasten oder wurden mit einem ganzen Stapel Post abgegeben. Die Rückscheine habe ich dann trotzdem ausgefüllt, unterschrieben und an den Absender zurück gesandt. Dass den Aufpreis für den Mehraufwand allerdings die Post kassiert, ohne den Aufwand auch zu betreiben und ich so gar nichts davon ab bekomme, finde ich dabei nicht ganz in Ordnung...

 

 

Dienstag, 26. März 2019

Die Nachtigall und die Rose

[Überarbeitete Version eines alten Posts, sozusagen ein Work in progress]


Wenn man im sanften Licht des Abends durch den Wald wandert, kann man hoch in den Zweigen einen Gesang hören, so rein und wunderschön, dass er das Herz berührt. Und manchmal, da liegt ein betörender Duft in der sanften Brise, die durch die Blätter fährt. Das ist der Duft von Rosen und der rührende Gesang ist der einer Nachtigall.


Und dass beides uns so berührt, liegt an der tragischen Geschichte von einer verbotenen Liebe zwischen einer Blüte und einem Vogel.
 


Es war der betörende Duft und die Reinheit der weißen Blütenblätter, weshalb sich eines Tages, lange, sehr lange vor dem heutigen, eine Nachtigall in eine Rose verliebte. Jeden Abend sang die Nachtigall von ihrer großen Liebe und jeden Tag gab sie sich noch mehr Mühe, die Rose mit ihrem Gesang zu erfreuen und irgendwann sang sie so wundervoll, dass auch die Rose nicht anders konnte, als sich in die Nachtigall zu verlieben.

Abend für Abend flüsterte die Nachtigall gesungene Liebesschwüre in das Ohr der Rose. Abend für Abend streichelte die Rose mit ihren zarten Blütenblättern das weiche Gefieder der Nachtigall. Es war eine so tiefe, reine Liebe, dass die beiden nicht von einander lassen konnten.

Doch nicht allen, die das sahen, gefiel diese Liebe. Und so beschlossen die Mächte, die vor Urzeiten die Welt und alle Dinge darin nach ihrer Ordnung geschaffen hatten, dass die Rose fortan Dornen tragen müsse. Die Nachtigall konnte nun nicht mehr in den Ranken ihrer geliebten Rose landen und musste ihr Liebeslied von Ferne singen.

Ihr wunderschöner Gesang füllte sich mit Trauer und rührte jeden, der  hörte, wie sehr sie sich nach der Nähe ihrer geliebten Rose verzehrte. Und die Rose litt so sehr unter dieser erzwungenen Ferne, dass ihre Ranken langsam ihre Blätter verloren.

Wer jedoch je so sehr geliebt hat, wie die Rose und die Nachtigall, der weiß, dass es nichts geben kann, das zwei Liebende wirklich dauerhaft voneinander trennt. Und so geschah es eines Tages, dass die Nachtigall ihrem Drang in den Armen der Rose zu sein nicht länger widerstehen konnte und sich in das dornige Gestrüpp der Ranken stürzte.

So starb die Nachtigall in den Armen ihrer geliebten Rose erlebte damit alles Glück, dass sie in dieser Welt noch zu erwarten hatte. Ihr Blut jedoch rann über die weißen Blüten der Rose und färbte ihre zarten Blätter tiefrot. Die Trauer der Rose war so stark, dass sie beschloss, dieses Rot von nun an ewig zu tragen,  um sich immer an die unendliche Liebe der Nachtigall zu erinnern.

Generation für Generation lebte diese tragische Geschichte in den Erzählungen von Rosen und Nachtigallen auf der ganzen Welt weiter und so kommt es, dass auch heute noch Rosen das tiefe Rot des Blutes tragen und das Lied der Nachtigall als ein berührendes Lied von Liebe und Trauer durch die Wälder klingt.