Sonntag, 12. Juni 2016

Zwischen den Welten - ein etwas anderer Krimi (Intermezzo)

Irgendwie ist mit beim Schreiben die Geschichte ein bisschen in den Fantasy-Bereich herübergeschwappt... so ganz bin ich damit nicht zufrieden, aber ich will es den Lesern nicht vorenthalten und vielleicht bekomme ich ja in den Kommentaren ein bisschen Feedback, ob so ein Wechsel funktioniert oder ob ich es lieber lassen sollte:


Sie werden keine Hinweise finden. Er ist kein einfacher Mörder. Er ist ein Spieler, ein Sammler ein Sucher. Er hatte mich über Monate verfolgt, ausgekundschaftet, was ich tat, wer ich war und wie er an mich herankommen könnte. Ich passte exakt in sein Beuteschema: naiv, gutgläubig, alleinstehend und vor allen Dingen verliebt. Ich habe viel zu spät begriffen, dass ich in die Fänge eines Nephilim geraten war.

Der nächste Morgen kam für alle schneller als erwartet, denn es war spät geworden in den Archiven und zumindest Kommissar Zufall war gespannt, ob er die ersten Akten schon in der Postabteilung finden würde, wenn er ins Büro kam. Er musste zugeben, dass seine neue Partnerin ihm gefiel. Sie hatte einen scharfen Verstand und das nötige Gespür für solche Fälle. Und sie rüttelte ihn ein bisschen auf aus seinem üblichen Trott. Er war erstaunt, als er Dirk Brünn in seinem Büro antraf.
„Morgen.“
„Morgen, Peter.“
„Was gibt es? Du siehst ein bisschen beunruhigt aus.“
„Du erinnerst dich an das Haar?“
„Aus dem Fahrstuhlschacht? Ja. Was ist damit?“
„Wir konnten keine Treffer finden. Es ist nicht menschlich. Also jedenfalls nicht vollkommen menschlich.“
„Was meinst du damit?“
Der Kommissar nahm an seinem Schreibtisch Platz und schaltete die Kaffeemaschine ein. Der Forensiker schien noch nach den richtigen Worten zu suchen, als auch Claudia Röbel das Büro betrat.
„Guten Morgen ihr zwei, so früh schon so ernste Gesichter? Gibt es ein weiteres Opfer?“
„Mike wollte mir gerade erklären, dass unser verdächtiger nur zum Teil ein Mensch ist.“
„Was?“
Seine Kollegin sag ihn verdattert an. Dann räusperte sich der Chef der KTU.
„Ich habe die ganze Nacht durchgemacht. Ich habe die Untersuchung dreimal wiederholt und komme immer auf das gleiche Ergebnis: die DNA ist nicht zu 100% menschlich.“
Es herrschte einige Sekunden lang absolute Stille im Raum.
„Ich konnte die DNA zerlegen und die Hälfte ist menschlich. Es ist die DNA der Mutter. Die andere ist unbekannt, menschenähnlich und männlich, aber kein Mensch und auch kein Menschenaffe oder ähnliches. Ich habe so etwas noch nie gesehen und ich weiß nicht, was ich dazu in meinen Bericht schreiben soll. Wenn ich das so rein schreibe, wie es ist, wird man mich für bekloppt erklären und in Rente schicken.“
„Das Haar muss ja nicht von unserem Täter sein, es nutzen ja auch andere den Fahrstuhl. Nicht täglich, aber zumindest hin und wieder. Vielleicht sollten wir es einfach vergessen.“
Peter hielt seine Kollegin davon ab, etwas zu sagen und schüttete sich eine Tasse brühend heißen, starken Kaffee ein.
„Wie ihr meint. Ich schließe die Probe ein, sicher ist sicher.“
Damit verabschiedete sich der Kriminaltechniker von den beiden Kommissaren und verschwand aus dem Büro.
„Was hältst du davon Peter?“
„Ich weiß es nicht. Doch es mag mehr zwischen Himmel und Erde geben, als in unseren Schulbüchern geschrieben steht. So heißt es doch, oder? Und jetzt sehen wir erst mal ob eine der angeforderten Akten angekommen ist.“

Natürlich war seine Mutter ein Mensch. Engel können keine Kinder bekommen. Aber sie können welche zeugen, auch wenn es ihnen eigentlich verboten ist. Ich hatte mich früher einmal damit beschäftigt, aber als ich einem wahrhaften Sohn eines Engels begegnet bin, habe ich es nicht erkannt. Ich habe auch nicht an die Legenden geglaubt, aber ich tue es heute, hier, an diesem Ort zwischen allen Welten.

Er war allerdings kein Riese, wie es in den Geschichten heißt. Aber schön war er, mit dunklen Augen, in die man wie in einen See hineintauchen konnte und aus denen man erst wieder an das Tageslicht gelangte, wenn er es zuließ. Göttliche Kraft in einem menschlichen Körper mit einer durch die Sünde des Himmelsboten verdorbenen Seele. Die Macht sich jeden Menschen untertan zu machen, in dem man bedingungslose Liebe in ihm weckt, nur um ihn zu benutzen und wegzuwerfen.