Wissen Sie, jedes Haus hat eine Seele. Oh, nicht von Anfang an. Das
dauert eine Weile. Aber am Ende besitzt jedes Haus eine Seele. Natürlich
ist nicht jede Seele gut. Das wissen Sie ja sicherlich. Nehmen Sie
dieses Haus hier zum Beispiel. Darf ich es Ihnen zeigen? Kommen sie doch
einfach mit, keine Angst, ich möchte Ihnen nur erklären, wie das Haus
zu einer Seele kommt. Sehen Sie, das Haus ist schon alt. Sehr alt. Es
hat viel gesehen. Viel erlebt. Das prägt solch ein Gebäude natürlich.
Sehen Sie, eine wunderbare Halle nicht wahr? Ich finde die geschwungene Treppe beeindruckend. Diese fast schon aristokratische Erscheinung aus dunklem Kirschholz, fühlen Sie wie glatt die Oberfläche des Geländers ist? Poliert von vielen Händen. Und wie weich der Teppich auf den Stufen. Kommen Sie nur herein. Dieser Leuchter wirft ein unglaublich harmonisches Licht auf die Täfelung der Wände oder? Schauen Sie, von hier oben können Sie die Türe sehen. Stellen Sie sich einmal die Wirkung vor, wenn man Gästen über diese Stufen entgegengeht.
Die Großherzogin Andraczy nutze diese Wirkung immer sehr gerne. Wie meinen? Oh, die Großherzogin war die letzte Besitzerin dieses Hauses. Seit ihrem Tod steht das Haus leider leer. So ein großes Anwesen kann sich ja heute niemand mehr leisten. Nun, die Großherzogin musste sich darüber keine Gedanken machen. Die Arbeit die solch ein Haus macht, übernahmen eine ganze Reihe von Hausangestellten. Ein lustiges Wort, finden Sie nicht auch? Hausangestellte. Als würde sich das Haus sein Personal selbst aussuchen. Sehr unwahrscheinlich oder?
Kommen sie mit, ich zeige Ihnen die Privatgemächer der Großherzogin. Sie hatte einen äußerst exklusiven Geschmack. Sehen sie die Schnitzereien über der Türe. Vorsicht, erschrecken Sie nicht. Wenn man darunter steht, können die beiden hölzernen Figuren ein wenig beängstigend sein. Sie waren wohl so eine Art Warnung, dass man die Herrin dieses Hauses nicht behelligen sollte. Bei dem Anblick auf diese verstörend schönen Wesen, die sich sofort auf jeden zu stürzen scheinen, der die Räumlichkeiten der Großherzogin betritt, überlegt man sich wirklich, ob man die Herrin stören sollte.
Aber ich kann ihnen versichern, dass Ihnen nichts geschieht. Es sind nur Holzfiguren. Sie brauchen sich nicht zu fürchten. Willkommen im Empfangszimmer der Großherzogin. Sehen sie die wundervolle Stofftapete, dieses Muster, fast meint man, man müsse die Blumen darauf schon riechen können. Das Mobiliar ist eher schlicht, ein sehr viel aufwändigeres und größeres Empfangszimmer befindet sich im Erdgeschoss. Dieses hier war für intimere Gäste gedacht. Ich sehe, ihnen ist die Uhr aufgefallen.
Ein besonders schönes Stück. Leider geht sie nicht mehr. Ich habe einmal versucht sie aufzuziehen, aber sie lässt sich gar nicht mehr in Gang bringen. Dabei würde ich gerne einmal hören, wie sie die Stunden schlägt. Es ist ein bisschen als wäre das Herz des Hauses stehen geblieben. Angeblich soll die Uhr mit dem letzten Herzschlag der Großherzogin aufgehört haben zu Ticken, aber ich denke, das ist nur eine schöne Geschichte.
Folgen Sie mir in die nächsten Zimmer. Hier entlang bitte. Begeben wir uns als nächstes in die Bibliothek. Dieser Raum ist besonders beeindruckend, nicht wahr. Diese Regale reichen wirklich bis unter die Decke. Sehen sie das Licht? Es fällt durch diese beiden großen Fenster herein. Nein, hinaus sehen kann man nicht. Man würde dort aber auch nur in einen kleinen Lichthof im inneren des Hauses sehen. Er führt vom Dach bis ins Erdgeschoss, denn die Großherzogin wollte natürliches Licht in all ihren Räumen. Der Innenhof ist übrigens von oben bis unten mit polierten Silberplatten verkleidet. Sie sorgen für dieses warme Licht.
Wie sie sehen, sind die meisten Bücherregale leer. Die meisten Bücher wurden mach dem Tod der Herrin verbrannt. Warum? Oh, man hielt sie für gefährlich. Aber wenn sie mich fragen, das ist albern, wie könnte ein Buch gefährlich sein? Sie haben Recht, ja, es gibt Bücher, deren Inhalt einen Angriff auf den guten Geschmack bildet. Nun, ich habe gehört die meisten Bücher hatten alchemistische Themen, sicher nichts, um das es schade wäre. Aber wer weiß, was noch alles den Flammen übergeben wurde, was uns heute unschätzbar wertvoll erschiene. Von hier aus gelangen wir in das Schlafgemach.
Ja, die vielen Spinnweben machen mich auch traurig, aber man bräuchte viele Hände, dieses Haus in einem bewohnbaren Zustand zu halten. Da hier niemand mehr wohnen will, verkommen die Räume langsam. Sehen sie sich dieses Monstrum von Bett an, kaum zu glauben, dass nur ein einziger Mensch darin geschlafen hat oder? Ja, das wäre Platz für eine ganze Familie. Die Großherzogin hatte es gerne bequem. Das sieht man auch an ihrem Bad.
Sehen sie, fließend warmes und kaltes Wasser. Das war damals etwas ganz neues. Nichtmal die besten Hotels konnten damit dienen. Der Marmor wird leider stumpf. Und auch die wundervolle Kupferwanne hat ihre besten Zeiten lange hinter sich. Sehen Sie die Löwenfüße? Wundervoll,nicht wahr. Ich finde die Einrichtung wirklich geschmackvoll. Aber lassen sie uns wieder ins Schlafzimmer gehen. Ist Ihnen schon aufgefallen, dass es offenbar keinen Zugang für das Personal gibt?
Das täuscht aber. Ja, jeder Raum hier hat einen versteckten Zugang. Hier im Schlafgemach liegt die Türe versteckt hinter der Tapete. Schauen sie hier, dort kann man die Umrisse erkennen. Warten Sie ich werde die Türe für Sie öffnen. Sie geht ein bisschen schwer. Man müsste sie einmal ölen. Es riecht ein bisschen muffig, diese Gänge haben keine Fenster.Viele der Wände hier sind hohl und beherbergen solche Gänge und Treppenhäuser. Man kann ungesehen jeden Raum in diesem Haus über diese Gänge erreichen. Interessant nicht wahr?
Lassen sie uns das einmal ausprobieren. Ich habe eine Taschenlampe hier. Passen sie auf, die Stufen sind sehr steil und manche sind schon morsch. Aber kommen sie nur, ich zeige ihnen den vielleicht merkwürdigsten Raum dieses Hauses. Langsam, wir haben ja keine Eile. Wäre doch unangenehm, wenn sie hier ausgleiten und sich vielleicht noch verletzen. Lassen Sie uns ein bisschen langsamer machen. Ich erzähle ihnen inzwischen noch etwas über die letzte Bewohnerin dieses Hauses.
Die Großherzogin war eine reiche Witwe, über einige Ecken mit dem englischen König und dem russischen Zaren verwandt. Woher ihr Geld stammte ist nicht ganz klar, aber sie hatte genug davon und hat auch ihr Leben lang reichlich davon ausgegeben. Ich finde, das kann man dem Haus auch ansehen. Wir sind fast am Ziel, noch hier um diese Ecke, dann sind wir da. Warten Sie ich helfe Ihnen. Die Stufe ist schon zu morsch, nehmen Sie meine Hand. So, sehr gut, da vorne können Sie schon den Lichtschein der Geheimtüre sehen.
Dieser Mechanismus funktioniert noch immer. Es ist erstaunlich, wie dicht die Türen schließen. Sie werden sehen, dass man von Innen die Türe nicht mehr sehen kann, wenn man sie erst einmal geschlossen hat. Ich führe sie in das große Besucherzimmer. Sehen Sie, wirklich repräsentativ, nicht wahr. Diese Möbel sind noch immer in gutem Zustand. Hier empfing die Großherzogin üblicherweise ihre Besucher. Sie wären sicherlich auch beeindruckt von dieser geschmackvollen Einrichtung. Auch wenn die Spiegel schon ein wenig blind geworden sind, sie geben dem Raum noch immer eine erstaunliche Weite.
Stellen Sie sich die vielen großen Vasen einmal mit Blumen vor, der Raum von seinem Kronleuchter hell erstrahlt. Und wieder die milchigen Fenster zum Innenhof. Wundervoll die Wirkung dieses diffusen Lichteinfalls. Der Schreibtisch dort hinten ist auch ein Schmuckstück. Sehen sie ihn sich nur näher an. Wundervolle Schnitzereien und eine schwarze Granitplatte. Setzen sie sich doch einmal. Ich werde mich hier hinter den Schreibtisch setzen. Ich sitze ein bisschen erhöht, haben sie es bemerkt? Ein kleiner Trick mit einer großen Wirkung. Wie meinen Sie? Bedrohlich? Aber nicht doch, ich wirke doch nicht bedrohlich. Oder vielleicht doch? Das liegt aber sicher nur daran, dass sie jetzt ein bisschen zu mir aufsehen müssen.
Ich muss ihnen etwas gestehen. Ich habe sie nicht ganz ohne Grund in dieses Haus eingeladen. Sie erinnern sich? Ich wollte ihnen zeigen, dass das Haus eine Seele hat. Nun, das kommt so: die Großherzogin war eine grausame Frau. Sie ließ von ihrem treuen und skrupellosen Diener immer wieder junge, hübsche Frauen entführen. Sie erinnern sind an die Wanne im Bad? Dort pflegte die Großherzogin im frischen Blut dieser Mädchen zu baden. Ja, sie glaubte dadurch ewig zu leben.
Wie sehr sie sich doch irrte. All diese jungen Mädchen starben völlig umsonst. Nun, wie ich Ihnen bereits erzählt habe, starb die Großherzogin. Oh, habe ich Sie jetzt erschreckt? Das wollte ich nicht. Ich erzähle Ihnen nur, was man hier von vielen der Bewohner in der Nachbarschaft zu hören bekommt, wenn man nur genug Schnaps spendiert und vorsichtig das Gespräch auf das verfluchte Haus bringt. Oh, hatte ich das noch nicht erwähnt? Viele glauben, auf dem Haus liegt ein Fluch.
Ich muss ihnen noch etwas gestehen. Dieser Schreibtisch hat ein weiteres Geheimnis. Es gibt hier einen kleinen Schalter, hier unter der Platte. Warten Sie, ja, man kann ihn fühlen. Bleiben sie nur still sitzen, ihnen passiert nichts. Ich habe ihnen doch gesagt, sie müssen sich nicht fürchten. Was dieser Schalter auslöst? Nun, das werden sie gleich sehen. Passen Sie auf.
Haben sie sich verletzt? Sehen sie, der Schalter löst eine Falltüre unter dem Stuhl vor dem Schreibtisch aus. Sie brauchen nicht um Hilfe zu rufen. Hier hört sie niemand und wenn doch... nun, wer betritt schon freiwillig ein verfluchtes Haus? Sehen Sie, wenn ich Ihnen vor der Eingangstüre gesagt hätte, das Haus sei verflucht, wären Sie mir sicher nicht ins Innere gefolgt,nicht wahr? Nein, ich werde Sie nicht befreien. Wer ich bin? Können Sie sich das nicht denken? Ich bin der letzte Diener der Großherzogin.
Sie fragen sich jetzt sicherlich, was das alles mit der Seele des Hauses zu tun hat, oder? Nun, als die Großherzogin starb, konnte ihre Seele weder in den Himmel, noch wurde sie in der Hölle eingelassen. Was blieb ihr also übrig, als sich dem Haus zu schenken? Ja, Häuser haben Seelen. Manche Häuser haben eine schwarze Seele. So wie dieses. Ich werde jetzt die Falltüre wieder schließen. Keine Angst, es wird nicht lange dauern. Was meinen Sie? Oh, aber das sagte ich doch bereits. Jedes Haus hat eine Seele und diese Seele braucht hin und wieder ein bisschen Nahrung...
Sehen Sie, eine wunderbare Halle nicht wahr? Ich finde die geschwungene Treppe beeindruckend. Diese fast schon aristokratische Erscheinung aus dunklem Kirschholz, fühlen Sie wie glatt die Oberfläche des Geländers ist? Poliert von vielen Händen. Und wie weich der Teppich auf den Stufen. Kommen Sie nur herein. Dieser Leuchter wirft ein unglaublich harmonisches Licht auf die Täfelung der Wände oder? Schauen Sie, von hier oben können Sie die Türe sehen. Stellen Sie sich einmal die Wirkung vor, wenn man Gästen über diese Stufen entgegengeht.
Die Großherzogin Andraczy nutze diese Wirkung immer sehr gerne. Wie meinen? Oh, die Großherzogin war die letzte Besitzerin dieses Hauses. Seit ihrem Tod steht das Haus leider leer. So ein großes Anwesen kann sich ja heute niemand mehr leisten. Nun, die Großherzogin musste sich darüber keine Gedanken machen. Die Arbeit die solch ein Haus macht, übernahmen eine ganze Reihe von Hausangestellten. Ein lustiges Wort, finden Sie nicht auch? Hausangestellte. Als würde sich das Haus sein Personal selbst aussuchen. Sehr unwahrscheinlich oder?
Kommen sie mit, ich zeige Ihnen die Privatgemächer der Großherzogin. Sie hatte einen äußerst exklusiven Geschmack. Sehen sie die Schnitzereien über der Türe. Vorsicht, erschrecken Sie nicht. Wenn man darunter steht, können die beiden hölzernen Figuren ein wenig beängstigend sein. Sie waren wohl so eine Art Warnung, dass man die Herrin dieses Hauses nicht behelligen sollte. Bei dem Anblick auf diese verstörend schönen Wesen, die sich sofort auf jeden zu stürzen scheinen, der die Räumlichkeiten der Großherzogin betritt, überlegt man sich wirklich, ob man die Herrin stören sollte.
Aber ich kann ihnen versichern, dass Ihnen nichts geschieht. Es sind nur Holzfiguren. Sie brauchen sich nicht zu fürchten. Willkommen im Empfangszimmer der Großherzogin. Sehen sie die wundervolle Stofftapete, dieses Muster, fast meint man, man müsse die Blumen darauf schon riechen können. Das Mobiliar ist eher schlicht, ein sehr viel aufwändigeres und größeres Empfangszimmer befindet sich im Erdgeschoss. Dieses hier war für intimere Gäste gedacht. Ich sehe, ihnen ist die Uhr aufgefallen.
Ein besonders schönes Stück. Leider geht sie nicht mehr. Ich habe einmal versucht sie aufzuziehen, aber sie lässt sich gar nicht mehr in Gang bringen. Dabei würde ich gerne einmal hören, wie sie die Stunden schlägt. Es ist ein bisschen als wäre das Herz des Hauses stehen geblieben. Angeblich soll die Uhr mit dem letzten Herzschlag der Großherzogin aufgehört haben zu Ticken, aber ich denke, das ist nur eine schöne Geschichte.
Folgen Sie mir in die nächsten Zimmer. Hier entlang bitte. Begeben wir uns als nächstes in die Bibliothek. Dieser Raum ist besonders beeindruckend, nicht wahr. Diese Regale reichen wirklich bis unter die Decke. Sehen sie das Licht? Es fällt durch diese beiden großen Fenster herein. Nein, hinaus sehen kann man nicht. Man würde dort aber auch nur in einen kleinen Lichthof im inneren des Hauses sehen. Er führt vom Dach bis ins Erdgeschoss, denn die Großherzogin wollte natürliches Licht in all ihren Räumen. Der Innenhof ist übrigens von oben bis unten mit polierten Silberplatten verkleidet. Sie sorgen für dieses warme Licht.
Wie sie sehen, sind die meisten Bücherregale leer. Die meisten Bücher wurden mach dem Tod der Herrin verbrannt. Warum? Oh, man hielt sie für gefährlich. Aber wenn sie mich fragen, das ist albern, wie könnte ein Buch gefährlich sein? Sie haben Recht, ja, es gibt Bücher, deren Inhalt einen Angriff auf den guten Geschmack bildet. Nun, ich habe gehört die meisten Bücher hatten alchemistische Themen, sicher nichts, um das es schade wäre. Aber wer weiß, was noch alles den Flammen übergeben wurde, was uns heute unschätzbar wertvoll erschiene. Von hier aus gelangen wir in das Schlafgemach.
Ja, die vielen Spinnweben machen mich auch traurig, aber man bräuchte viele Hände, dieses Haus in einem bewohnbaren Zustand zu halten. Da hier niemand mehr wohnen will, verkommen die Räume langsam. Sehen sie sich dieses Monstrum von Bett an, kaum zu glauben, dass nur ein einziger Mensch darin geschlafen hat oder? Ja, das wäre Platz für eine ganze Familie. Die Großherzogin hatte es gerne bequem. Das sieht man auch an ihrem Bad.
Sehen sie, fließend warmes und kaltes Wasser. Das war damals etwas ganz neues. Nichtmal die besten Hotels konnten damit dienen. Der Marmor wird leider stumpf. Und auch die wundervolle Kupferwanne hat ihre besten Zeiten lange hinter sich. Sehen Sie die Löwenfüße? Wundervoll,nicht wahr. Ich finde die Einrichtung wirklich geschmackvoll. Aber lassen sie uns wieder ins Schlafzimmer gehen. Ist Ihnen schon aufgefallen, dass es offenbar keinen Zugang für das Personal gibt?
Das täuscht aber. Ja, jeder Raum hier hat einen versteckten Zugang. Hier im Schlafgemach liegt die Türe versteckt hinter der Tapete. Schauen sie hier, dort kann man die Umrisse erkennen. Warten Sie ich werde die Türe für Sie öffnen. Sie geht ein bisschen schwer. Man müsste sie einmal ölen. Es riecht ein bisschen muffig, diese Gänge haben keine Fenster.Viele der Wände hier sind hohl und beherbergen solche Gänge und Treppenhäuser. Man kann ungesehen jeden Raum in diesem Haus über diese Gänge erreichen. Interessant nicht wahr?
Lassen sie uns das einmal ausprobieren. Ich habe eine Taschenlampe hier. Passen sie auf, die Stufen sind sehr steil und manche sind schon morsch. Aber kommen sie nur, ich zeige ihnen den vielleicht merkwürdigsten Raum dieses Hauses. Langsam, wir haben ja keine Eile. Wäre doch unangenehm, wenn sie hier ausgleiten und sich vielleicht noch verletzen. Lassen Sie uns ein bisschen langsamer machen. Ich erzähle ihnen inzwischen noch etwas über die letzte Bewohnerin dieses Hauses.
Die Großherzogin war eine reiche Witwe, über einige Ecken mit dem englischen König und dem russischen Zaren verwandt. Woher ihr Geld stammte ist nicht ganz klar, aber sie hatte genug davon und hat auch ihr Leben lang reichlich davon ausgegeben. Ich finde, das kann man dem Haus auch ansehen. Wir sind fast am Ziel, noch hier um diese Ecke, dann sind wir da. Warten Sie ich helfe Ihnen. Die Stufe ist schon zu morsch, nehmen Sie meine Hand. So, sehr gut, da vorne können Sie schon den Lichtschein der Geheimtüre sehen.
Dieser Mechanismus funktioniert noch immer. Es ist erstaunlich, wie dicht die Türen schließen. Sie werden sehen, dass man von Innen die Türe nicht mehr sehen kann, wenn man sie erst einmal geschlossen hat. Ich führe sie in das große Besucherzimmer. Sehen Sie, wirklich repräsentativ, nicht wahr. Diese Möbel sind noch immer in gutem Zustand. Hier empfing die Großherzogin üblicherweise ihre Besucher. Sie wären sicherlich auch beeindruckt von dieser geschmackvollen Einrichtung. Auch wenn die Spiegel schon ein wenig blind geworden sind, sie geben dem Raum noch immer eine erstaunliche Weite.
Stellen Sie sich die vielen großen Vasen einmal mit Blumen vor, der Raum von seinem Kronleuchter hell erstrahlt. Und wieder die milchigen Fenster zum Innenhof. Wundervoll die Wirkung dieses diffusen Lichteinfalls. Der Schreibtisch dort hinten ist auch ein Schmuckstück. Sehen sie ihn sich nur näher an. Wundervolle Schnitzereien und eine schwarze Granitplatte. Setzen sie sich doch einmal. Ich werde mich hier hinter den Schreibtisch setzen. Ich sitze ein bisschen erhöht, haben sie es bemerkt? Ein kleiner Trick mit einer großen Wirkung. Wie meinen Sie? Bedrohlich? Aber nicht doch, ich wirke doch nicht bedrohlich. Oder vielleicht doch? Das liegt aber sicher nur daran, dass sie jetzt ein bisschen zu mir aufsehen müssen.
Ich muss ihnen etwas gestehen. Ich habe sie nicht ganz ohne Grund in dieses Haus eingeladen. Sie erinnern sich? Ich wollte ihnen zeigen, dass das Haus eine Seele hat. Nun, das kommt so: die Großherzogin war eine grausame Frau. Sie ließ von ihrem treuen und skrupellosen Diener immer wieder junge, hübsche Frauen entführen. Sie erinnern sind an die Wanne im Bad? Dort pflegte die Großherzogin im frischen Blut dieser Mädchen zu baden. Ja, sie glaubte dadurch ewig zu leben.
Wie sehr sie sich doch irrte. All diese jungen Mädchen starben völlig umsonst. Nun, wie ich Ihnen bereits erzählt habe, starb die Großherzogin. Oh, habe ich Sie jetzt erschreckt? Das wollte ich nicht. Ich erzähle Ihnen nur, was man hier von vielen der Bewohner in der Nachbarschaft zu hören bekommt, wenn man nur genug Schnaps spendiert und vorsichtig das Gespräch auf das verfluchte Haus bringt. Oh, hatte ich das noch nicht erwähnt? Viele glauben, auf dem Haus liegt ein Fluch.
Ich muss ihnen noch etwas gestehen. Dieser Schreibtisch hat ein weiteres Geheimnis. Es gibt hier einen kleinen Schalter, hier unter der Platte. Warten Sie, ja, man kann ihn fühlen. Bleiben sie nur still sitzen, ihnen passiert nichts. Ich habe ihnen doch gesagt, sie müssen sich nicht fürchten. Was dieser Schalter auslöst? Nun, das werden sie gleich sehen. Passen Sie auf.
Haben sie sich verletzt? Sehen sie, der Schalter löst eine Falltüre unter dem Stuhl vor dem Schreibtisch aus. Sie brauchen nicht um Hilfe zu rufen. Hier hört sie niemand und wenn doch... nun, wer betritt schon freiwillig ein verfluchtes Haus? Sehen Sie, wenn ich Ihnen vor der Eingangstüre gesagt hätte, das Haus sei verflucht, wären Sie mir sicher nicht ins Innere gefolgt,nicht wahr? Nein, ich werde Sie nicht befreien. Wer ich bin? Können Sie sich das nicht denken? Ich bin der letzte Diener der Großherzogin.
Sie fragen sich jetzt sicherlich, was das alles mit der Seele des Hauses zu tun hat, oder? Nun, als die Großherzogin starb, konnte ihre Seele weder in den Himmel, noch wurde sie in der Hölle eingelassen. Was blieb ihr also übrig, als sich dem Haus zu schenken? Ja, Häuser haben Seelen. Manche Häuser haben eine schwarze Seele. So wie dieses. Ich werde jetzt die Falltüre wieder schließen. Keine Angst, es wird nicht lange dauern. Was meinen Sie? Oh, aber das sagte ich doch bereits. Jedes Haus hat eine Seele und diese Seele braucht hin und wieder ein bisschen Nahrung...