Dienstag, 26. März 2019

Die Nachtigall und die Rose

[Überarbeitete Version eines alten Posts, sozusagen ein Work in progress]


Wenn man im sanften Licht des Abends durch den Wald wandert, kann man hoch in den Zweigen einen Gesang hören, so rein und wunderschön, dass er das Herz berührt. Und manchmal, da liegt ein betörender Duft in der sanften Brise, die durch die Blätter fährt. Das ist der Duft von Rosen und der rührende Gesang ist der einer Nachtigall.


Und dass beides uns so berührt, liegt an der tragischen Geschichte von einer verbotenen Liebe zwischen einer Blüte und einem Vogel.
 


Es war der betörende Duft und die Reinheit der weißen Blütenblätter, weshalb sich eines Tages, lange, sehr lange vor dem heutigen, eine Nachtigall in eine Rose verliebte. Jeden Abend sang die Nachtigall von ihrer großen Liebe und jeden Tag gab sie sich noch mehr Mühe, die Rose mit ihrem Gesang zu erfreuen und irgendwann sang sie so wundervoll, dass auch die Rose nicht anders konnte, als sich in die Nachtigall zu verlieben.

Abend für Abend flüsterte die Nachtigall gesungene Liebesschwüre in das Ohr der Rose. Abend für Abend streichelte die Rose mit ihren zarten Blütenblättern das weiche Gefieder der Nachtigall. Es war eine so tiefe, reine Liebe, dass die beiden nicht von einander lassen konnten.

Doch nicht allen, die das sahen, gefiel diese Liebe. Und so beschlossen die Mächte, die vor Urzeiten die Welt und alle Dinge darin nach ihrer Ordnung geschaffen hatten, dass die Rose fortan Dornen tragen müsse. Die Nachtigall konnte nun nicht mehr in den Ranken ihrer geliebten Rose landen und musste ihr Liebeslied von Ferne singen.

Ihr wunderschöner Gesang füllte sich mit Trauer und rührte jeden, der  hörte, wie sehr sie sich nach der Nähe ihrer geliebten Rose verzehrte. Und die Rose litt so sehr unter dieser erzwungenen Ferne, dass ihre Ranken langsam ihre Blätter verloren.

Wer jedoch je so sehr geliebt hat, wie die Rose und die Nachtigall, der weiß, dass es nichts geben kann, das zwei Liebende wirklich dauerhaft voneinander trennt. Und so geschah es eines Tages, dass die Nachtigall ihrem Drang in den Armen der Rose zu sein nicht länger widerstehen konnte und sich in das dornige Gestrüpp der Ranken stürzte.

So starb die Nachtigall in den Armen ihrer geliebten Rose erlebte damit alles Glück, dass sie in dieser Welt noch zu erwarten hatte. Ihr Blut jedoch rann über die weißen Blüten der Rose und färbte ihre zarten Blätter tiefrot. Die Trauer der Rose war so stark, dass sie beschloss, dieses Rot von nun an ewig zu tragen,  um sich immer an die unendliche Liebe der Nachtigall zu erinnern.

Generation für Generation lebte diese tragische Geschichte in den Erzählungen von Rosen und Nachtigallen auf der ganzen Welt weiter und so kommt es, dass auch heute noch Rosen das tiefe Rot des Blutes tragen und das Lied der Nachtigall als ein berührendes Lied von Liebe und Trauer durch die Wälder klingt.

Mittwoch, 6. Februar 2019

Papier zur besonderen Verwendung


Es war einmal ein kleiner Papierfetzen, der sehr mit seinem Leben haderte. Er war einst ein Teil einer großen Seite reinsten Papieres in einem herrlichen Blau gewesen. Nicht so ein schnödes schneeweißes Papier, sondern etwas ganz besonderes. 

Seufzend dachte er daran zurück, wie stolz er auf seine einzigartige Farbe gewesen war, doch inzwischen war er nicht das einzige Stück Papier an diesem düsteren Ort. Nein, sie waren viele und das schlimmste, auch die anderen waren alle bunt. 

Und selbst wenn unser Papierstück sich anfangs noch an seiner runden, gleichmäßigen Form erfreut hatte, dann war ihm aufgefallen, dass er auch diese mit den anderen hier teilte. Nur einige – und erschreckenderweise machte sie das besonders! – hatten die Form einer Mondsichel und bildeten sich etwas darauf ein. 

Mitten in diesen Gedanken riss ihn und eine Handvoll seiner Kollegen etwas in die Luft und unter lautem Jubel wirbelten sie kurze Zeit später durch den Raum. Er konnte hunderte Menschen sehen, die ihm alle zujubelten, eine Kapelle spielte Musik zu seinen Ehren und endlich war er wieder glücklich und zufrieden. 

In dieser triumphalen Stimmung landete es im Ärmelumschlag eines roten Clownskostüms, wo das Konfetti noch viele Jahre von seinen Erinnerungen zehrte…