Sonntag, 17. Juli 2016

Unwissenheit und Seufzer

Hier findet ihr ein Gedicht von Christian Morgenstern, von dem ich mich zu einem eigenen Gedicht habe inspirieren lassen. Gleiches gilt für das darauf folgende Gedicht von Rainer Maria Rilke...

Inspiration:
Der Seufzer
Ein Seufzer lief Schlittschuh auf nächtlichem Eis
und träumte von Liebe und Freude.
Es war an dem Stadtwall und schneeweiß
glänzten die Stadtwallgebäude.
Der Seufzer dacht an ein Maidelein
und blieb erglühend stehen.
Da schmolz die Eisbahn unter ihm ein –
und er sank - und ward nimmer gesehen

Christian Morgenstern (1891 – 1914)

Ergebnis:
Lächelnde Liebe
Die Unwissenheit saß neben ihm
und lauschte seinen Scherzen
Sie rissen sie zum Lachen hin,
das schmeichelte seinem Herzen.
Könnt er nur locker – wie er scherzte -
auch von der Liebe schreiben!
Wünscht er sich doch, dass sie ihn herzte,
doch hüllte er sich in Schweigen.
So blieb Unwissenheit für ihn
das höchste der Gefühle.
Er schmachtet weiter vor sich hin,
erfand der Scherze viele.



Inspiration:

Advent

Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird,
und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin – bereit,
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.

Rainer Maria Rilke ( 1875 – 1926)

Ergebnis:

Der Weihnachtsbaum

Ganz festlich gewandet in silber und blau,
bereit für das Fest der Feste.
„Ein Baum wie gemalt!“ sagt seine Frau
und drückt mit pompöser Geste
den kleinen Schalter in ihrer Hand
in stiller Andacht, doch diese schwand.
Sie wartet vergeblich auf Lichterglanz
denn dunkel blieb der Baum.
„Prüf doch die Lichterkette, Franz!“
schallte es durch den Raum.
Das Bücken gab seinen Knien den Rest,
doch der Stecker rettet Franz das Weihnachtsfest.



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