Freitag, 22. August 2014

Wunder der Technik

Technik ist dermaßen in unserm Alltag verankert, dass wir oft vergessen, dass sie da ist. Viele Dinge nehmen wir gar nicht mehr als Technik wahr. Manchmal aber passiert es, dass wir das Wunder der Technik von eienr ganz neuen Seite kennen lernen. Gestern war solch ein Tag...

Im Büro steht direkt hinter mir ein altes Schätzchen, ein schon reichlich in die Tage gekommener Laserdrucker, der jedoch tagtäglich brav seine Dienste verrichtet hat und der generell eher weniger Pflege bedurfte. Gestern jedoch gab er während des Druckes ein Geräusch von sich, dass sehr an das Kreischen nasser Kreide an einer Tafel erinnert und stellte seinen Druckbetrieb ein.

Ich machte mich also daran, den enstandenen Papierstau zu beseitigen, öffnete alle Klappen und zog Papier heraus, wo es eben hängen geblieben war. Danach schloss ich alles wieder und siehe da, der Drucker ging wieder in Bereitschaft über. Ich gab also noch einmal den Druckbefehlt für das letzte zu druckende Dokument und wie üblich sprang als erste der Lüfter an. Dann ratterten die Bänder des Papiertransportes, nur der Blatteinzug blieb stumm und unbewegt.

Leise vor mich hinfluchend untersuchte ich also die Papiereinzüge aller Papierfächer, denn eigenartigerweise lief der Papiereinzug in keinem davon, während alle anderen Transportrollen und -bänder unbeirrt ihren Dienst verrichteten. Wie jeder ging ich davon aus, dass der Fehler irdendwo in der Zahnrad- und Hebelstrotzenden Mechanik liegen müsse. Sicherheitshalber schaute ich auf der Seite des Herstellers aber ersteinmal nach, ob der Fehler bekannt war. Dort fand ich eine Anleitung zur Fehler-Verifizierung mittels der verschiedenen Bedineungsknöpfe und blinkender oder eben nicht blinkender Leuchtdioden.

Farb- und Blinkmuster ergaben einen Fehler an der Lasereinheit. Verwirrt starrte ich abwechselnd auf den Drucker und die Anleitung auf meinem Bildschirm, denn ein Fehler der Lasereinheit ließ sich mit der Tatsache eines nicht laufenden Papiereinzuges für mich nicht ganz in Einklang bringen. Warum zum Henker sollte die Lasereinheit die Papiereinzüge lahmlegen, den Transportmotor aber trotzdem in Gang setzen?

Also machte ich mich über diverse Suchmaschinen und deren Umleitung in diverse Hilfe-Foren für genervte Drucker-Nutzer auf die Suche nach einem anderen möglichen Ursprung meines Problems. Und dann wurde ich auf einer englischsprachigen Seite tatsächlich fündig. Die Fehlerbeschreibung traf exakt auf mein Erlebnis zu. Und so lernte ich, dass dieser Fehler nach dem Geräusch, das ihn einleitet benannt ist. Der sogenannte "Squeeak"-Fehler. Scheinbar ein bekanntes Phänomen dieser Druckerserie.

Ich fand dann auch den Hinweis auf ein Videotutorial, in dem man erklärt bekäme, wie man den Fehler beheben kann. Man solle einen Schraubenzieher, Gummihandschuhe, Nähmaschinenöl, Alkohol und Wattestäbchen zurecht legen, und dann Schritt für Schritt der Anleitung folgen. Das Ganze würde etwa 30 Minuten dauern, danach wäre der Drucker dann wieder in Ordnung. Fantastisch! Also schnell die geforderten Vorbereitungen getroffen und nach Anleitung erstmal den Drucker von all seinen Verkleidungen getrennt.

Dazu musste man ein einigen Stellen Schrauben lösen und an anderen versteckte Hebel betätigen. Ohne die Anleitung hätte ich das wirklich niemals hinbekommen, denn ich wäre nie auf die Idee gekommen an den Stellen nach irgendwelchen Hebeln zu suchen. Ohne die Tricks zu kennen ist man wirklich aufgeschmissen.
Nun, weiter im Ausbau diverser Kunsstoffteile. Und dann... ich konnte es wirklich nicht fassen, tatsächlich wurde als nächstes die Lasereinheit entnommen und der Drucker erstmal beiseite gestellt.

Nun hieß es die Gummihandschuhe überstreifen und erstmal vorsichtig etliche Kabelstränge an den richtigen Stellen zu lösen und beiseite zu legen. Ein bisschen Angst, die später nicht mehr in der richtigen Reihenfolge an die richtige Stelle zu bekommen hatte ich dann doch. Also weiter, die Lasereinheit aufschrauben und jetzt bloß nicht schwitzen, husten oder niesen...

Dann musste ganz vorsichtig der Motor ausgebaut werden, der den Rotationsspiegel der Lasereinheit trägt. An diesen Motor musste nur mit absoluter Vorsicht und möglichst zitterfreien Händen ein Tropen Öl gebracht werden, dann durfte er wieder eingebaut werden. Die Spiegelflächen noch schnell mit dem Alkohol und den Wattestäbchen abreiben, damit sie absolut staub-, fett- und ölfrei sind und dann den Motor in die Lasereinheit zurück. Ganz vorsichtig alles festschrauben, nicht abrutschen, die Linsen sind empfindlich! Den Deckel wieder drauf und dann nach Anleitung wieder in den Drucker bauen.

Ich war noch immer skeptisch. Es gab keinerlei mechanische oder sichtbare elektrische Verbindung, die auch nur in die Nähe des Papiereinzuges kam. Trotzdem wurde im Video der Drucker einfach wieder zusammengesetzt. Auch die richtige Verkabelung wurde gezeigt, was meine Angst beruhigte, den Drucker völlig zerstört haben zu können. Also baute ich brav wieder alles zusammen. Vielleicht würde es ja jetzt noch an die Mechanik der Walzen gehen...

Nein, es wurden auch die Verkleidungen wieder angebracht. Ich schraubte also leicht verwundert alles wieder zusammen und verband Drucken und PC wieder miteinander, dann wurde auch die Stromversorgung wieder eingesteckt. Die erwartete funkensprühende Explosion blieb aus. Ich betätigte den Auftrags-Knopf, wie im Video beschrieben und siehe da... es wurde eine Testseite gedruckt. Die Papierzufuhr arbeitete wieder. Ich weiß nicht warum, aber es funktionierte. Unfasssbar!

Nach diesem Erlebnis habe ich beschlossen zukünftig auch an Homöopathie, Fern- und Wunderheilung, sowie Akkupunktur und Feng Shui zu glauben. Wenn solche Technik-Wunder möglich sind, wer sollte dann noch an anderen Wundern zweifeln???



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