...aber
wirklich unbemerkt hatte er die Stadt doch nicht verlassen. Nur hätte
er in dem Rabenpaar, das seinem schaukelnden Wagen folgte, nicht die
Augen des Feindes erwartet.. Und er hätte auch nicht im Traum daran
gedacht, dass es die Tiere des Waldes waren, die seinen Weg durch den
Trauerforst überwachten. Doch waren die Raben die Boten des Bösen, so
waren die Tiere des Waldes die Armee des Guten. Solange sie ihn im Auge
behielten würde ihm nichts geschehen.
Der
Trauerforst hatte seinen Namen nicht von ungefähr. Er war einer der
dunkelsten und ursprünglichsten Wälder des Landes, voller Magie und
unheimlicher Wesen. So mancher Wanderer, der hier vom Weg abkam, kehrte
nie aus dem Wald ans Tageslicht zurück.
Maritt
fiel die Dunkelheit nicht weiter auf, denn in seinem Herzen war genug
Licht und Freude, das Buch aus der Stadt geschafft zu haben. Auf seinem
Weg zum roten Turm würde ihn nichts mehr aufhalten, da war er sich
sicher. Doch in Wahrheit lauerten tausend Augenpaare im Dunkel, die alle
die Anwesenheit der Magie spürten, die das Buch ausstrahlte. Eine große
Gefahr, wären nicht die Tiere des Waldes gewesen, die diese Wesen im
Zaum hielten. Vielleicht war es besser, dass Maritt nichts von der
Bedrohung hinter den dichten Bäumen wusste. So verlässlich er war, so
einfach war sein Gemüt und sein Aberglaube war groß.
Der rote Turm erhob sich am Horrizont bereits aus den Bäumen, sein Ziel vor Augen trieb er die Pferde an.
Kapitel 2
Und
es gab noch jemanden, der wusste, dass das Buch auf einer neuen Reise
war. Selbst mit dem besten Pferd wäre ein Reiter in frühestens 5 Tagen
an dem Ort angekommen, wo die Bewegung des Buches aus seiner sicheren
Umgebung heraus bemerkt worden war.
Und alles nur, weil ein Tropfen kostbaren Blutes in das Tintenfässchen getropft war, mit die alten Magier das Buch geschrieben hatten. Die Bindung war eng genug, um den Weg des Buches überall hin verfolgen zu können, ja selbst eng genug, um zu spüren, wer das Buch gerade in seinen Händen hielt, wessen Finger die Zeilen markierten, auf denen die Augen dessen ruhten, der in den alten Sprüchen zu lesen verstand.
Und was
Malina bisher vor ihrem geistigen Auge gesehen hatte, brachte sie nicht
aus der Ruhe. Das Buch war nicht mehr in Sicherheit, doch auch nicht in
Gefahr. Und in ihrem Alter regte man sich nicht mehr gleich auf, wenn
etwas nicht so lief, wie es vorhergesehen war. Zumal sie die einzige
zurückgebliebene war. Ein letzter Wächter zum Leben in einem Versteck
verdammt, da die Menschen sie töten würden.
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