Sie trafen sich auf einer kleinen Lichtung im Wald. Ein kreisrunder
Platz, nur mit niedrigem Gras und Moos bewachsen. Sanft fiel das
Mondlicht auf das satte Grün des weichen Bodens. Nur das düstere
Dickicht der umstehenden Bäume konnte auch der Mond nicht erhellen.
Als sie die Lichtung unter dem wolkenlosen Sternenhimmel betraten,
verstummte das leise Rascheln der Blätter. Aus dem Wald traten andere
wie sie. Frauen jeden Alters, doch alle mit dem unwiderstehlichen Drang
diesen Platz aufzusuchen. Wortlos bildeten sie einen Kreis.
Nyra schloss die Augen und es war als ob die Stille zu ihr spräche.
UngehörteWorte, die sich in ihrem Kopf formten. Wie in Trance sprach sie
die Worte mit. Erst still, nur mit den Lippen, dann immer lauter. Und
ihre Schwestern taten es ihr gleich...
"Wir sind die Töchter der Nacht, die Kinder des Mondes, nur er gibt uns Kraft."
Wie ein magsiches Mantra wiederholten sich die Worte immer wieder. Nyra
fühlte sich eins mit den anderen, fühlte sich in die Luft gehoben,
leicht und zugleich völlig geborgen und sicher. Sie war Teil eines
Ganzen. Eine Erkenntnis, die sie zutiefst erschütterte und gleichzeitg
unendlich glücklich machte.
Sie spürte das feuchte warme Gras unter ihren Füßen, öffnete die Augen
und sah, dass die Bäume am Rande der Lichtung mit Ihren Stämmen und
Ästen Säulen und Bögen bildeten, eine Kathedrale aus Holz und Laub.
Ihre Schwestern richteten ihre erstaunten Blicke genauso zum Himmel, wie
Nyra es tat. Ein sanfter, warmer Strahl reinen Mondlichtes erhellte den
Tempel und ließ ihre Gesichter aufleuchten. Nyra fühlte eine neue,
unbekannte Kraft in sich und begriff, was es bedeutete, eine Tochter der
Nacht zu sein.
Sie würde nie wieder schutz- und hilflos sein!
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